Und ADONAI redete zu Mose und sprach: Sage den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Wenn die Frau irgendeines Mannes sich vergeht und ihm untreu wird, und es liegt ein anderer Mann bei ihr, aber es bleibt vor den Augen ihres Mannes verborgen, weil sie sich im Geheimen verunreinigt hat, und es ist weder ein Zeuge gegen sie da noch ist sie ertappt worden; wenn dann der Geist der Eifersucht über ihn kommt, sodass er auf seine Frau eifersüchtig wird, weil sie sich verunreinigt hat — oder wenn der Geist der Eifersucht über ihn kommt, sodass er auf seine Frau eifersüchtig wird, obwohl sie sich nicht verunreinigt hat…
4. Mose 5:11-14
Die Parascha dieser Woche enthält das Ritual der Sotah (die Prüfung durch das ‘bittere Wasser’. Es ist ein sehr sonderbares Ritual, in welchem ein Mann seine Frau verdächtigt, Ehebruch begangen zu haben (und es gibt keine Zeugen) und er seine Frau deshalb zum Kohen (Priester) bringt. Die Einzelheiten dieses Rituals werden in der Torah selber erklärt, wie auch im Talmud, in ‘Sifre Bamidbar’. Dort ist es nicht nur erklärt, sondern ein ganzes Traktat des Talmuds ist diesem eigenartigen Ritual gewidmet, das Traktat Sotah.
Die Torah beschreibt uns eine klar definierte Situation. Ein Mann glaubt, dass seine Frau Ehebruch begangen hat, und sie streitet dies ab. Es gibt keine Zeugen. Doch ein ‘Geist der Eifersucht’ legt sich auf den Mann, weshalb er seine Frau zum Kohen bringt, damit dieser das Ritual ausführt. Am Ende des Rituals muss die Frau das ‘bittere Wasser’ trinken und, wenn sie Ehebruch begangen hat, wird sie krank und stirbt. Hat sie keinen Ehebruch begangen, wird es ihr gut gehen.
Der Talmud erklärt, dass das Wasser, das sie trinken muss, nicht eigentlich bitter schmeckt. Sondern, es schadet ihrem Körper (macht ihn ‘bitter’), so dass sie krank wird und stirbt. Die Halacha (rechtlichen Auslegung) dieses Rituals wird erklärt und ist leicht zu finden. Aber der Grund für das Ritual selbst ist das Wichtige für uns am Sotah-Ritual.
Realistischerweise ist die Ehe vorüber, wenn ein Mann dieses Ritual zu Hilfe nimmt. Entweder hat die Frau Ehebruch begangen und trinkt in diesem Fall das ‘bittere Wasser’, oder die Frau hat keinen Ehebruch begangen und ihr Ehemann hat sie fälschlicherweise verdächtigt, bis zu dem Punkt, an dem er sie zwang, sich dem Ritual der Sotah zu unterziehen. So oder so, die Ehe ist vorbei. In Wahrheit wurde das Ritual der Sotah geschaffen, um niemals ausgeführt zu werden.
Warum erscheint in der Torah ein Ritual, das geschaffen wurde, um niemals ausgeführt zu werden? Die Antwort liegt im Aufdecken der Falle ‘des Geistes der Eifersucht’. Dieser ist eine zerstörerische Kraft, mit der uns die Torah konfrontiert. In der Situation der Sotah ist die Eifersucht dermaßen außer Kontrolle geraten, dass der Ehemann wünscht, seine Frau mit dem Tod zu bestrafen, nicht durch einen spontanen Akt der Leidenschaft, sondern durch eine vorsätzliche, berechnende Methode. Um an den Punkt zu gelangen, die Sotah ausführen zu lassen, muss der Mann vollständig von Zorn und Hass zerfressen sein. Wäre der Ehemann bereit gewesen, seiner Frau zu vergeben, hätte er sie nie zum Kohen gebracht, damit dieser an ihr das Ritual der Sotah ausführe.
Falls die Ehefrau nicht Ehebruch begangen hat, sitzt sie in der Falle. Ihr Ehemann glaubt ihr nicht und ist so voller Eifersucht und Zorn, dass er sie sterben sehen will. Sollte sie das Ritual des ‘bitteren Wassers’ überleben, was dann? Wird der Zorn des Ehemanns sich in Luft auflösen? Das ist eher unwahrscheinlich. Wenn sie Ehebruch begangen hat und diesen ihrem Ehemann gesteht, wird er ihr vergeben? Auch das erscheint unwahrscheinlich.
Die wahre Lektion also, die die Torah uns mit dem Ritual der Sotah lehrt, dreht sich um die rasende Eifersucht des Ehemannes. Der Ehemann braucht Beratung. Er kann sich nicht beherrschen. Er muss erinnert werden an seine Liebe zu seiner Frau. Wenn er seine eigene Eifersucht nicht überwinden kann, wird er sich letztendlich selbst zerstören. Es ist die Pflicht des Kohen, dem Ehemann auszureden, das Ritual der Sotah herbeiführen zu wollen, indem er ihm aufzeigt, dass schlussendlich nichts Gutes dabei herauskommt. Wenn er seinen eifersüchtigen Zorn nicht beherrschen kann, sollte er seiner Frau einen ‘Get’ (Scheidebrief) geben und sich so von ihr scheiden. Wenn er sich beherrschen kann, kann er ihr vielleicht vergeben, sollte sie die Ehe gebrochen haben, und er kann sich mit ihr versöhnen, sollte sie die Ehe nicht gebrochen haben. Darum liegt die Lösung darin, dass der Ehemann sich beherrscht.