Paraschah Inspiration – Matot-Massei 

דַּבֵּר֙ אֶל־בְּנֵ֣י יִשְׂרָאֵ֔ל וְאָֽמַרְתָּ֖ אֲלֵהֶ֑ם כִּ֥י אַתֶּ֛ם עֹֽבְרִ֥ים אֶת־הַיַּרְדֵּ֖ן אַ֥רְצָה כְּנָֽעַן: וְהִקְרִיתֶ֤ם לָכֶם֙ עָרִ֔ים עָרֵ֥י מִקְלָ֖ט תִּֽהְיֶ֣ינָה לָכֶ֑ם וְנָ֥ס שָׁ֨מָּה֙ רֹצֵ֔חַ מַכֵּה־נֶ֖פֶשׁ בִּשְׁגָגָֽה: וְהָי֨וּ לָכֶ֧ם הֶֽעָרִ֛ים לְמִקְלָ֖ט מִגֹּאֵ֑ל וְלֹ֤א יָמוּת֙ הָֽרֹצֵ֔חַ עַד־עָמְד֛וֹ לִפְנֵ֥י הָֽעֵדָ֖ה לַמִּשְׁפָּֽט: וְהֶֽעָרִ֖ים אֲשֶׁ֣ר תִּתֵּ֑נוּ שֵֽׁשׁ־עָרֵ֥י מִקְלָ֖ט תִּֽהְיֶ֥ינָה לָכֶֽם: אֵ֣ת | שְׁל֣שׁ הֶֽעָרִ֗ים תִּתְּנוּ֙ מֵעֵ֣בֶר לַיַּרְדֵּ֔ן וְאֵת֙ שְׁל֣שׁ הֶֽעָרִ֔ים תִּתְּנ֖וּ בְּאֶ֣רֶץ כְּנָ֑עַן עָרֵ֥י מִקְלָ֖ט תִּֽהְיֶֽינָה:

Rede zu den Kindern Israels und sprich zu ihnen: „Wenn ihr über den Jordan ins Land Kanaan zieht, sollt ihr euch Städte bestimmen, die für euch Zufluchtsstädte sein sollen; und ein Mörder, der einen Menschen unabsichtlich getötet hat, soll dorthin fliehen. Diese Städte sollen euch als Zufluchtsort vor dem Rächer dienen, so dass der Mörder nicht stirbt, bis er vor der Gemeinde vor Gericht steht. Die Städte, die du bereitstellst, sollen dir als die sechs Städte der Zuflucht dienen. Du sollst drei Städte jenseits des Jordans und drei Städte im Land Kanaan als Zufluchtsstädte bestimmen.

4.Mose 35,10-14

In der Torah-Lesung dieser Woche erhielten die Kinder Israels, die gerade im Begriff waren, das Land der Verheißung zu betreten, eine interessante Mizwah (Gebot). Auf beiden Seiten des Jordans sollen je drei Zufluchtsstädte errichtet werden, insgesamt sechs auf beiden Seiten des Jordans. Die zu diesem Gebot gegebene Erklärung ist kurz, aber aufschlussreich. Die Kindern Israels müssen sich mit einem Interessenskonflikt auseinandersetzen.

Anthropologen erklären, dass Moral immer schon auf verschiedene Weise geregelt wurde. In einigen Gesellschaften wird sie durch das Konzept von ‚richtig und falsch‘ definiert. Andere stützen die Moral auf das Konzept von Ehre und Schande.

Die biblische Moral wird durch ‚Richtig und Falsch‘, ‚Gut und Böse‘ definiert. Ob eine Handlung als gut und gerecht betrachtet wird, hängt von dem Verständnis von Recht und Unrecht ab. Die seit der Antike und bis heute im Nahen Osten vorherrschende Regelung von Moral ist diejenige von Ehre und Schande. Kulturen, die durch eine Moral von Ehre und Schande geregelt werden, funktionierten ganz anders als solche, deren moralische Grundlage Recht und Unrecht ist.

Wenn beispielsweise in einer Gesellschaft, deren Moral auf Ehre und Schande beruht, jemand zufälligerweise getötet wird, ist es dennoch die Pflicht der Angehörigen des Verstorbenen, Rache zu üben. Eine Schande ist geschehen, und die Ehre muss wiederhergestellt werden. Wer ist schuld an der Tötung? Kann dafür jemand verantwortlich gemacht werden oder nicht? War es ein Unfall? In Gesellschaften, die durch Ehre und Schande geregelt sind, spielen diese Fragen keine Rolle. Eine Schande ist geschehen, und die Ehre muss wiederhergestellt werden. Dies kann nur geschehen, indem der Tod gerächt wird. Ob die Rache richtig oder falsch ist, spielt dabei keine Rolle.

HaSchem führt die Kinder Israels hin zu einer Moral von ‚Richtig und Falsch‘, doch es ist unmöglich, dies auf Anhieb zu erreichen. Deshalb werden Zufluchtsstädte errichtet: um die reflexartige Reaktion von rächenden Verwandten zu beschränken. Flieht der Mörder in eine Zufluchtstadt, so dürfen sie keinen Rachemord begehen. Sie müssen die Gerichtsverhandlung abwarten, welche entscheidet, ob der Tod durch einen Mörder oder durch einen Unfall verursacht wurde. Mit anderen Worten: Im Prozess wird geklärt, ob der rächende Angehörige das Recht hat, den Mörder zu töten, oder nicht. Dies kann nur in einer fairen Verhandlung geklärt werden. Für die Kinder Israels war diese Art des auf Recht und Unrecht basierenden Denkens neu.

Schabbat Schalom.

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Rabbi Steven Bernstein

Steve was born on Lag B’Omer in Ann Arbor, MI but was raised in Gainesville, FL. The son of two University of Florida professors, he excelled in the sciences in school. In addition to his normal academic studies, he pursued his Jewish education studying with many Rabbis and professors of Judaic Studies from the University including visiting Rabbis such as Abraham Joshua Heschel and Shlomo Carlebach.